Konventionen in der eigenen Reizung:

 

Als Quasi-Vorwort zu den Konventionen kurz ein paar Aspekte:

 

1

Alle Gebote sind der Natur nach konventionell à hier wird jedoch im Prinzip eine „künstliche Reizung“ damit verbunden, also nicht natürlich

2

Für jedes konventionelles / künstliches Gebot muss grundsätzlich ein natürliches Gebot bzw. die Bedeutung dessen entfallen.

3

Dies bedeutet, dass man grundsätzlich (oder zumindest meistens) ein Ersatzgebot für die natürliche ursprüngliche Bedeutung finden muss à Replacement Bid

4

Meist sind die Konventionen eben im Gegensatz zu „natürlichen“ Geboten nicht aus dem Kontext der Gebote ableitbar und daher erfordern sie meist auch einen gewissen Lernaufwand

5

Man sollte immer prüfen, für welchen Zweck die Konvention verwendet werden soll und wie häufig sie in etwa vorkommen wird à siehe Wahrscheinlichkeitstabelle

6

Der Einsatz einer Konvention hat in einigen Fällen dann an anderer Stelle Folgekonsequenzen, die entsprechend berücksichtigt werden müssen (siehe 3), damit nicht ein „Loch gestopft“ aber ein anderes „aufgerissen“ wird.

7

Manche insbesondere komplexere Konventionen müssen eingeübt werden. Also planen Sie Zeit und „Unfälle“ ein. Solche Konventionen sind nicht besonders für Gelegenheitspartnerschaften geeignet.

8

Oft werden Begriffe / Bezeichnungen genannt ohne genaue Inhalte auszutauschen. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass der jeweilige Partner dann etwas anderes darunter versteht. à Sprechen Sie über Inhalte, nicht über Namen

           

 

TIPP:   Sie sollten bei Besprechungen von Konventionen sich über die Inhalte ( Bedeutungen) einigen. Eine Bezeichnung für die Absprache ist nicht wirklich erforderlich, sondern kann auch zu Missverständnissen führen. Die Benennung kann allenfalls als Kurzbezeichnung für eine Konventionskarte sinnvoll sein, wobei selbst hier bedacht werden sollte, dass dies von den Gegenspielern ggf. falsch gedeutet werden könnte.

 

 

Es gibt eine Vielzahl von Konventionen, deren Qualität sehr unterschiedlich ist. Wir wollen hier ein paar Konventionen besprechen, die relativ sinnvoll sind und auch einigermaßen häufig in Bezug auf deren Verwendung eingesetzt werden können.

 

Beginnen wir mit einer „Allerweltssituation“. Der Partner hat 1 in Of eröffnet und wir haben einen Fit.

 

 

1 Trial Bids (Three Way Game Tries nach George Rosenkranz è Romex)

 

Zuerst ein paar Beispiele:

 

Die Three Way Trial Bids nach George Rosenkranz arbeiten folgendermaßen:

 

1. Stufe = Long Suit Trial Bid à darauf bietet der Partner einfach das nächst mögliche Gebot

 

1

2

oder

1

2

2

2 N

 

2 N

3

 

 

 

 

 

3

Long Suit trial bid in

 

3

Long Suit trial bid in

3

Long Suit trial bid in

 

3

Long Suit trial bid in

3

Long Suit trial bid in

 

3

Long Suit trial bid in

 

2. Stufe ist doppeldeutig: entweder = „Power Try“ oder Short Suit Trial Bid

 

1

2

oder

1

2

2 N

Short Suit Trial Bid in

 

3

Short Suit Trial Bid in

 

oder Power Try

 

 

oder Power Try

 

Der Partner antwortet dann mit 3 oder 4 in der Eröffnungsfarbe, wenn es ihm egal ist, welchen Handtyp der Eröffner hält, oder antwortet in Stufen:

 

1

2

oder

1

2

2 N

 

 

3

 

 

 

 

 

 

3

short = ja | power = nein

 

3

short = ja | power = nein

3

short = nein | power = ja

 

3

short = nein | power = ja

 

3. und 4. Stufe = Short Suit Trial Bid

 

1

2

oder

1

2

 

 

 

 

 

3

Short Suit trial bid in

 

3

Short Suit trial bid in

3

Short Suit trial bid in

 

3

Short Suit trial bid in

 

Und was bedeutet jetzt die Hebung des Eröffners:

 

Es gibt 2 Möglichkeiten: Entweder als Frage nach guter Trumpfunterstützung oder einfach als Verteilung und soll eher den Gegner stören. Da jedoch der Gegner bis jetzt kein Gebot hatte, ist die Wahrscheinlichkeit für eine verspätete Aktion möglicherweise nicht allzu hoch. Deswegen würde ich die Frage nach Trumpfqualität vorziehen. Im Team ist eine Sperraktion noch weniger sinnvoll als im Paarturnier.

 

 

2 Slam Tries nach George Rosenkranz

 

Zuerst wieder ein paar Beispiele:

 

Die Logik ist hier analog der Trial Bids wie oben nur eben eine Stufe höher. Der Partner winkt mit 4 in Of ab, oder zeigt ein As. Sofern ein kein As hält, aber gerne akzeptieren möchte, wird einfach 5 in Of geboten (siehe Beispiel 1).

 

  

3 Super-Accept auf Transfers

 

Diesmal ohne Beispiele, da dies sehr schnell einleuchtend ist.

Die Grundsituation ist, dass Sie 1 SA eröffnet haben und ihr Partner einen Transfer auf eine Of abgegeben hat.

Wenn Sie dann immer den Transfer ausführen, und zwar unabhängig von ihrer Hand, haben Sie eine einfache Chance der Blattbeschreibung, wenn Ihnen die Farbe des Partners passt, vertan und eventuell ein Vollspiel nicht reizen können. Alternativ könnten Sie einfach auch raten, ob es dann gut geht ist eine andere Frage.

 

 Der Fall von dem wir also hier reden ist, dass Sie sowohl Maximum für Ihre Eröffnung als auch eine Superunterstützung (4 Trümpfe) halten. Dies sollten Sei Ihrem Partner unbedingt mitteilen. In wenigen Fällen können Sie dann auch mal einen Stich zu hoch geraten, jedoch werden Sie dafür häufiger ein Vollspiel reizen, das dann andere nicht reizen können – oder Sie vermeiden ein Vollspiel, das dann andere einfach probiert haben.

 

Wenn Sie dann die Romex Trial Bids in Ihr Repertoire aufgenommen haben sollten, könne Sie einfach analog an dieser Stelle antworten. Mit Minimum oder ohne 4er Trumpfunterstützung wird dann der Transfer einfach ausgeführt.

 

TIPP:   Diese Konvention sollten Sie in irgend einer Form unbedingt in Ihr System aufnehmen, wenn Sie Transfers auf 1 SA-Eröffnungen spielen.

 

 

4 Rodwell Slam Try

 

Kurz ein Beispiel:

 

Die Konvention wird folgendermaßen eingesetzt:

 

1

2

10+, min. 4er

2 X

4

nur Werte in und und keine Kontrolle

 

 

in den Restfarben à Schlemmeinladung

 

Da diese Bietsequenz für eine andere Bedeutung nicht zwingend benötigt wird, kann diese relativ gut eingesetzt werden. Allerdings wird die Häufigkeit des Vorkommens nicht sehr hoch sein, da sie ja sehr spezialisiert ist.

 

Eine andere Logik haben die Italiener im Blue Club vorgeschlagen:

 

1

2

künstlich: entweder natürlich () oder Schlemmversuch

2 X

4

-Kontrolle, keine -Kontrolle à guter -Fit

 

4

gleiche Kontrollen in den Uf (beide K oder beide Asse)

aber

2

 

 

4

ungleiche Kontrollen in den Uf (ein K und ein As)

 

4

-Kontrolle, keine -Kontrolle à guter -Fit

 

Als Merkregel kann man für gleiche Kontrollen Alike à Ascending (aufsteigend) und für ungleiche also verschiedene Kontrollen Different à Descending (absteigend) nehmen. Wenn man die Uf aufsteigend reizt, hat man gleiche sonst unterschiedliche Kontrollen.

 

 

5 Spiral Cuebids

 

Noch eine weitere sehr nützliche Konvention für die Schlemmreizung à Spiral Scan oder Spiral Cuebids genannt, obwohl es sich hier nicht um Cuebids handelt, sondern nach einer Asfrage vorkommt.

 

Wieder kurz ein Beispiel:

 

Wichtig ist an dieser Stelle nicht unbedingt, ob diese Konvention verwendet wird, sondern es sollte die Situation abgesprochen sein.

 

 TIPP:   Wenn Sie diese Konvention verwenden wollen, sollten Sie eventuell die Asfrage für die UF bereits mit 4 in Uf stellen, sofern dies möglich ist.

 

 

6 Ein Weak-Two der etwas anderen Art

 

Manchmal wird irgendein Weak-two vom Partner eröffnet. Ein Problem ergibt sich meist dann, wenn ausgerechnet der Partner dann eine starke Hand hat.

Hierzu ein kurzes Beispiel:

 

Hier ist von entscheidender Bedeutung, dass der Partner klar die Stärke des Weak-Two´s abschätzne konnte. Rosenkranz schlägt folgende Anforderungen vor:

 

o 7-12 FP

o 6-8 Loser

o kein FREAK (6-6 etc.)

o kein Chicane

o keine weitere 4er Of

o genau 6er (min. KB9xxx)

  

TIPP:   Prüfen Sie, ob die Abgrenzungen Ihrer weak-two´s klar genug sind. Außerdem sollten Sie überprüfen, ob die Stärke wie hier vorgeschlagen möglicherweise Vorteile hat, die dann den Nachteil der geringeren Häufigkeit kompensieren können. 

 

 

7 Was ist das?

 

Negative Kontras – das kennen wir doch nun wirklich zur Genüge – oder?

 

Schauen wir uns einfach mal ein paar Fragen an. Wenn alle Fragen ohne Probleme von beiden Partnern gleich beantwortet werden können - dann sofort weiter sonst sollten wir doch eher noch einmal einen Blick auf die verschiedenen Situationen werfen.

 

TIPP:   Wenn Sie mit einem Partner (zum ersten Mal) spielen, sollten Sie diese Checkliste nicht vergessen.

 

 

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